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Wie wird eine Bank klimaneutral?

Investieren in Verwüstung und Wiederaufbau: Alok Sharma, der COP26 Präsident, stellte uns während der Klimakonferenz einen neuen Klimahelden vor, den Sie wahrscheinlich bisher noch nicht kannten.

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sean pollock

Die negative Nachricht eilte der hoffnungsfrohen Botschaft voraus. Dass die Industriestaaten es nicht geschafft hatten, bis 2020 Klimafinanzierungshilfen in Höhe von $100 Milliarden pro Jahr an Entwicklungsländer zu zahlen, wurde kurz vor Start der Klimakonferenz in Glasgow 2021 durch einen offiziellen Bericht bekannt. Die Nachricht empörte das Internet, überraschte die betroffenen Entwicklungsländer jedoch nicht. Doch am zweiten Tag der Klimakonferenz ertönte eine ganz andere, hoffnungsvolle Botschaft: Der Privatsektor habe genügend Privatkapital für das Erreichen des 1,5°C Ziels gesammelt, teilte die Glasgow Financial Alliance for Net-Zero (GFANZ) mit. Über $130 Billionen wären bereits gesammelt, um Netto-Null bis 2050 zu erreichen. Als England und Italien die Präsidentschaft der Klimakonferenz übernahm waren erst $5 Billionen Dollar zugesagt.

Immer mehr Institutionen schließen sich an

Die Glasgow Financial Alliance for Net-Zero (GFANZ) ist der größte Zusammenschluss an privaten Finanzinstitutionen und hat versprochen zu tun was nötig ist, um das 1,5 Grad Ziel nicht zu überschreiten. GFANZ “ist entschlossen, die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft zu beschleunigen und in den Alltag mit einzubinden, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen“. Geleitet wird GFANZ vom ehemaligen Governor der Bank of England und UN-Sonderbeauftragten für Klimaschutz und Finanzen, Mark Carney. Unter seiner Führung hat GFANZ 450 Finanzunternehmen in 45 Ländern als Mitglieder aufgenommen, die rund 1/3 aller finanziellen Vermögenswerte weltweit betreuen. Die Finanzinstitute vereint das Ziel, die Unternehmen der Welt in Richtung Klimaschutz zu drängen, heißt es. Denn Banker haben sich in Klimaaktivisten verwandelt, stellt Alok Sharma fest, Präsident der Klimakonferenz in Glasgow, der lange Zeit selber in der Finanzindustrie gearbeitet hat. 

Geldinstitute machen 1.5 Grad denkbar…

Mark Carney, UN-Sonderbeauftragter für Klimapolitik und -finanzierung und Berater des englischen Premierministers Boris Johnson für private Finanzen bei der COP26, teilte mit: “Die Architektur des globalen Finanzsystems wurde so umgestaltet, dass sie Netto-Null-Emissionen ermöglicht. Wir haben jetzt die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um den Klimawandel von einem Randthema in den Mittelpunkt der Finanzwelt zu rücken, so dass jede finanzielle Entscheidung den Klimawandel berücksichtigt. Nur so können die geschätzten 100 Billionen Dollar an Investitionen finanziert werden, die in den nächsten drei Jahrzehnten für eine saubere Energiezukunft erforderlich sind.“

„Die rasche und umfangreiche Zunahme des Kapitaleinsatzes für Netto-Null-Energie durch GFANZ macht den Übergang zu einer 1,5°C-Welt möglich. Um diese Chance zu nutzen, müssen die Unternehmen solide Umstellungspläne vorlegen und die Regierungen eine berechenbare und glaubwürdige Politik verfolgen. Dies wird dem Finanzsektor das nötige Maß an Vertrauen geben, um Investitionen zu tätigen, Klimamaßnahmen voranzutreiben und den Übergang zum Netto-Nullpunkt zu ebnen, wodurch das Wirtschaftswachstum und die Zahl der Arbeitsplätze angehoben und die Emissionen gesenkt werden. Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um diese Chance zu ergreifen“.

Der Kern der Finanzwirtschaft habe sich nun öffentlich zu dem 1.5 Grad Ziel bekannt, registriert Unternehmer und UN High Level Climate Action Champion für COP26, Nigel Topping, und dieses Bekenntnis werde in der gesamten Weltwirtschaft spürbar sein. Jon Dennis, Manager für nachhaltige Finanzen beim WWF-UK, sieht hier Fortschritt: letzten November seien es nur 30 Geldinstitute gewesen, jetzt seien es bereits weit über 400. 

Dr Gareth Bryant gibt zu, dass die Verkündung von GFANZ von einigen Seiten kritisiert wurde. Gleichzeitig betont er, dass diese Kritik vorhersehbar war: Die Ausrichtung auf Netto-Null bedeute nicht, dass Finanzinstitute nicht mehr in fossile Brennstoffe investieren wollen, sondern lediglich, dass sie sich mehr mit Klimarisikobewertungen und Transparenz befassen. Trotzdem glaubt er auch eine echte Verschiebung auf den Kapitalmärkten hin zu Investitionen in erneuerbare Energien zu sehen.

…und machen 1,5 Grad zugleich unerreichbar

Es wurden nur Ziele für die Zukunft verkündet, stellt Prof. Ben Groom der University of Exeter Business School fest. Er würde gerne mehr Berichte darüber sehen, was die privaten Finanzinstitute bereits getan haben. Bis jetzt sei beispielsweise noch nicht bekannt, ob etwas passiert, wenn die Geldinstitute ihre verkündeten Ziele nicht erreichen. Ähnliche Bedenken hat auch Reclaim Finance: “Wenn Worte und Versprechen den Klimawandel aufhalten könnten, hätte die Finanzindustrie die Welt bereits gerettet”, erklärte die NGO und Denkfabrik im Report It’s not what you say, it’s what you do – making the finance sector’s net-zero alliances work for the climate.

“Wenn Worte und Versprechen den Klimawandel aufhalten könnten, hätte die Finanzindustrie die Welt bereits gerettet”

Reclaim Finance

Lippenbekenntnis ist günstig

John Browne nannte diese Taktik „aufgeklärtes Eigeninteresse“: Als Chef vom Ölgiganten BP (British Petroleum) begrüßte er 1997 das Kyoto-Protokoll und erkannte an, dass wir das Vorsorgeprinzip auf den Klimawandel anwenden sollten. Er tat dies im Interesse des Unternehmens, erklärte er, nicht aus Nächstenliebe. Seine Anerkennung des Kyoto Protokolls rückte BP in ein freundlicheres Licht in der Öffentlichkeit — vor allem gegenüber den anderen Öl- und Gasgiganten. Die Befürwortung des Protokolls kostete sehr wenig, aber es hob BP von den Öl- und Gasunternehmen (fossile Brennstoffindustrie) ab und verschaffte einen Wettbewerbsvorteil. Dass es ihm bei seinen „grünen“ Bekenntnissen nur um die Förderung von Geschäftsinteressen geht, wird zum Beispiel deutlich, als er bei der Entscheidung, in Alaska nach Öl zu bohren, das Vorsorgeprinzip übersah und trotz Warnungen von Wissenschaftlern riskierte, die Karibu-Herde zu dezimieren, von der die indigenen Gemeinschaften dort abhängen, erklärt der Rechtswissenschaftler Joel Bakan.

Intensitätsziele statt absoluten Emissionszielen

Bis jetzt erfordert nur eine der Allianzen unter GFANZ, die Net-Zero Asset Owner Alliance (NZAOA), ein Ziel vor 2030. Bei der Net-Zero Asset Managers Initiative (NZAMI) dürfen Mitglieder frei entscheiden, welche Assets sie in ihren Zielen für Netto-Null erfassen, solange sie alle 5 Jahre ihre Ziele nochmals überprüfen und anpassen  — bis schließlich 100% aufgenommen sind. Um das Ziel von “Netto-Null” genauer zu definieren, können Unternehmen und Banken absolute Emissionsziele oder Intensitätsziele setzen. Finanzinstitute setzen gerne Intensitätsziele, also z.B. CO2-Tonnen pro Dollar an Umsatz. Das heißt, diese Ziele werden auch erreicht, wenn ihre Emissionen konstant bleiben aber beispielsweise der Ölpreis steigt. Um sicherzustellen, dass die Atmosphäre die Reduzierung auch spürt, sollten Geldinstitute auch absolute Emissionsziele setzen, argumentiert Reclaim Finance. Die NZAOA und Banking Alliance empfehlen ihren Mitgliedern zwar das Setzen preisunabhängiger Ziele, fordern es aber nicht. Die anderen Initiativen unter dem GFANZ-Schirm schweigen dazu. 

Nicht weniger Emissionen erreichen, sondern weniger Emissionen finanzieren

Finanzinstitute selber haben meist kaum Emissionen zu melden. Sie brauchen Strom für ihre Computer und Wärme für die Heizung im Winter. Sie finanzieren allerdings Emissionen, indem sie Unternehmen Geld leihen oder Anteile kaufen oder versichern. Das Ziel der Banken und Versicherungsinstitute ist es, ihre finanzierten oder versicherten Emissionen zu reduzieren. Diese Emissionen werden als Scope 3 Emissionen bezeichnet, als indirekte Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens auftreten, laut dem führenden Standard des GHG Protocol

Die Race to Zero Kampagne verlangt von den Finanzinstituten, dass sie sich Ziele für die Reduktion ihrer eigenen Scope 3 Emissionen setzen. Sie belässt es aber nur bei einer „Empfehlung“, auch Ziele für die Scope 3 Emissionen der von ihnen finanzierten Firmen zu setzen. Das Problem: Laut der Beratungsfirma IHS Markit erfassen Scope 1 und Scope 2 nur rund 12% der Emissionen von fossilen Brennstofffirmen. 

Bilanzierungsstandards übersehen Öl und Gas

Um finanzierte Emissionen reduzieren zu können, müssen die Finanzinstitute erst berechnen, welche Emissionen sie finanzieren. Dazu versuchen sie aktuell die Emissionen jeder Firma zu ermitteln, die sie finanzieren. Die PCAF (Partnership for Carbon Accounting Financials) entwickelt derzeit Standards für die Finanzbranche, damit diese ihre finanzierten Emissionen messen und anschließend offenlegen kann. Von allen Initiativen, die an der Entwicklung von Standards arbeiten, ist dies die am weitesten verbreitete Methode und wird bereits von mehr als 257 Finanzinstituten anerkannt.

Methoden zur Ermittlung der finanzierten Emissionen zu entwickeln, ist komplex — und dauert. Und wenn die Standards entwickelt sind, müssen die Finanzunternehmen diese Standards erst in ihre eigenen Prozesse einbauen und auf die tausenden von ihnen finanzierten Unternehmen anwenden. Das dauert noch länger — zu lange, meint Reclaim Finance. Die Allianz sei in die Falle der „Analyse-Paralyse“ gefallen, vor welcher der UN Schirm, die UN Race to Zero Kampagne, ausdrücklich gewarnt hatte.  

Die großen Hebel werden vernachlässigt

Anstatt die Emissionen jeder einzelnen Firma zu berechnen, plädiert Reclaim Finance dafür, dass die Finanzinstitute die großen Hebel in Bewegung setzen sollten: jetzt die Finanzierung der fossilen Brennstoffindustrie stoppen. Denn finanzierte Emissionen zu reduzieren sei kein Ersatz für das Verabschieden von strengen Regeln zur Finanzierung von fossilen Brennstoffen, betont auch der 2021 Bericht Banking on Climate Chaos

“Unsere Hauptbotschaft an die Allianz ist, dass sie sich nicht mehr darauf versteifen sollte, für die Tausenden von Unternehmen in ihren Portfolios durch komplexe, undurchsichtige, mit Schlupflöchern durchsetzte und langwierige Verfahren in der gesamten Wirtschaft  Emissionsziele aufzustellen. Stattdessen müssen die Allianzen rasch auf die Hauptverursacher des Klimawandels einwirken: die großen Produzenten und Verbraucher fossiler Brennstoffe.”, sagt Reclaim Finance. Auch das Rainforest Action Network fordert diese Reihenfolge in den Principles for Paris-Aligned Financial Institutions in Zusammenarbeit mit vielen weiteren Umweltorganisationen, darunter Greenpeace und Urgewald. 

1.5 Grad erfordert: kein Erschließen von neuen fossilen Brennstoffquellen

Laut einem Report von Oil Change International wird uns schon allein das Verbrennen der bereits erschlossenen Öl- und Gasquellen uns über das Limit von 1.5 Grad katapultieren. Deshalb dürfe man auf keinen Fall neue Öl-, Gas- und Kohlevorkommen mehr erschließen.

Auch die International Energy Agency (IEA) hat in einem Bericht im Mai 2021 berechnet, dass kein Geld mehr in neue fossile Brennstoffprojekte fließen darf, wenn die Geldgeber unter 1.5 Grad bleiben wollen. Dieser Bericht ist besonders relevant, weil er nicht von einer Umweltgruppe wie Greenpeace stammt, sondern aus den eigenen Reihen der Finanzindustrie, sagt Professor Gail Whiteman, Professorin für Nachhaltigkeit an Universität von Exeter Business School in England. Doch sie stellt auch fest, dass die Investitionen in fossile Brennstoffprojekte trotz der klaren Forderungen des Berichts nicht sinken.

Zwar stützen sich die Texte der verschiedenen Allianzen der Finanzindustrie zum Teil auf die Berichte der IEA, aber die Mitgliedschaft bei GFANZ verpflichtet sie in keiner Weise, Investitionen in fossile Brennstoffe zu stoppen. Die Kriterien der Race to Zero Kampagne erwähnen fossile Brennstoffe gar nicht erst und die Asset Owner Alliance ruft zwar dazu auf, die Investitionen in Kohle zu beenden, aber es legt  die Mitglieder nicht fest. 34 der 58 Mitglieder hatten zu Investitionen in fossile Brennstoffe keine Richtlinie, fand Reclaim Finance.

Eine Mitgliedschaft bei GFANZ verpflichtet nicht, Investitionen in Öl-und Gas zu stoppen

Beschleunigung von Klimaschutz — oder Klimawandel?

Seit dem Pariser Klimaabkommen in 2015 investierten die 60 größten Banken rund $4 Billionen in fossile Brennstoffe.  2020 floss von den 60 größten Banken mehr Geld in fossile Brennstoffe als noch 2016, dem Jahr nach dem Pariser Klimaabkommen, stellte der 2021 Banking on Climate Chaos Bericht fest: Obwohl viele der europäischen Versicherer aufgehört haben in Kohle zu investieren, machen die amerikanischen und asiatischen Kollegen weiter. Der jährlich erscheinende Bericht analysiert die Finanzierung der fossilen Brennstoffindustrie durch die 60 größten Geschäfts- und Investmentbanken der Welt. JPMorgan Chase bleibt der weltweit beste Geldgeber für fossile Brennstoffe. In dem Report heißt es ganz klar, dass “keine Bank, die sich zu einem Klimaziel für 2050 verpflichtet, sollte ernst genommen werden, wenn sie nicht auch im Jahr 2021 auf fossile Brennstoffe reagiert”. 

Es ist Zeit, sich nicht mehr nur auf die Quantität der Klimafinanzierung zu konzentrieren, sondern vermehrt auf dessen Qualität zu schauen, fordert Dr. Josh Ryan-Collins, Leiter des Bereichs Finanzen und Makroökonomie am UCL-Institut für Innovation und öffentliche Zwecke. Mehr Geld in „komplizierte Projekte auf der ganzen Welt, die den Übergang unterstützen können, oder auch nicht“ zu schütten, reiche alleine nicht. Es brauche mehr Nachdruck, um Finanzgeschäfte zu stoppen, die eindeutig schädlich sind.

Klimaschutz beginnt mit dem Stoppen eindeutig klimaschädlicher Finanzgeschäfte

Vorsicht bei Ausschlusserklärungen für fossile Brennstoffprojekte

Viele Banken und Versicherer haben bereits Ausschlusserklärungen (“Exclusion Policies”) für Kohle, einige wenige schon für Öl und Gas. „Exclusion Policies“ lassen sich schnell schreiben und anwenden, sagt Reclaim Finance. Sie haben einen sofortigen Effekt: Sie sorgen dafür, dass Öl- und Gasfirmen sofort weniger Finanzquellen zur Verfügung stehen.

Aber genaues Hinsehen ist auch bei der Freude über Ausschlussregelungen zur Beschränkung der Finanzierung fossiler Brennstoffe geboten, mahnt der Banking on Climate Chaos Bericht. Wenn sie nur projektbezogen sind, ist ihre Wirkung vermutlich begrenzt. Nur rund 5% der Investitionen in fossile Brennstoffe seien als projektspezifisch gekennzeichnet. Außerdem seien “[d]ie Banken, die am ehesten eine starke Maßnahme in einem Sektor ergreifen werden, diejenigen […], für die diese Sektoren in der Vergangenheit relativ unwichtig waren”. UniCredit und Crédit Mutuel hatten beispielsweise die stärksten Ausschlussregelungen für Kohle, tätigten aber auch die geringsten Investitionen in diesem Bereich. Auf der anderen Seite des Spektrums steht China – im Moment noch Kohlegigant. Und obwohl Banken in der EU mitunter die stärksten Richtlinien zur Einschränkung der Finanzierung von Kohle, Öl und Gas Projekten haben, klettert der Trend der Finanzierung trotzdem weiter nach oben, genau wie in China. 

Der Bericht zieht aus seiner Analyse einen klaren Schluss: “keine Bank, die sich zu einem Klimaziel für 2050 verpflichtet, sollte ernst genommen werden, wenn sie nicht auch im Jahr 2021 auf fossile Brennstoffe reagiert”. 

“keine Bank, die sich zu einem Klimaziel für 2050 verpflichtet, sollte ernst genommen werden, wenn sie nicht auch im Jahr 2021 auf fossile Brennstoffe reagiert” 

2021 Banking on Climate Chaos Report

Klimahelden woanders suchen

Und so suchen Umweltorganisationen, im Gegensatz zu Alok Sharma, nach anderen Klimahelden. Ein niederländisches Gericht bot hierfür schon „vor“ der Klimakonferenz eine Vorlage — und schuf einen internationalen Präzedenzfall nach einer Klage der niederländischen Abteilung von Friends of Earth. Das Gericht ordnete Shell an, seine Emissionen bis 2030 um 45 % gegenüber dem Stand von 2019 zu senken. Das Unternehmen hatte bisher bereits angekündigt, seine Kohlenstoffintensität bis 2050 auf Null zu reduzieren. Das Gericht war jedoch die Auffassung, dass Shell schneller handeln müsse – zur Wahrung der Menschenrechte. Shell hat die Gerichtsentscheidung angefochten

Können Gerichte helfen, aus Worte Taten zu machen?

Wird sich der Fall als „Wendepunkt“ für die Industrie der fossilen Brennstoffe herausstellen? Nick Stansbury von Legal & General Investment Management verglich den Fall mit den Klagen, die Big Tobacco zum Rückgang zwangen. 

Klimaaktivisten hoffen, dass der Fall helfen wird, andere Umweltverschmutzer vor Gericht zu stellen und somit Ziele zu forcieren, die mehr als Worte und in die Zukunft verlagerte Handlungen sind.

Investieren Sie auch in fossile Brennstoffe? 

Auch Ihr Geld fördert wahrscheinlich Unternehmen unterschiedlicher Art. Sie können sich erkundigen, ob ihr finanzieller Fußabdruck im Einklang mit dem Pariser Abkommen steht, empfiehlt Aiyana Bodi von den Projekt Drawdown Labs. Als Arbeitnehmer können Sie damit beginnen, sich bei ihren Arbeitgeber zu erkundigen, wo Ihre Firma Geld angelegt hat. Wenn das Geld ihrer Firma zum Teil in den Ausbau der fossilen Brennstoffe investiert wird und ihre Firma ein Netto-Null Ziel hat, dann widerspricht dieses Geld den öffentlich erklärten Klimazielen Ihres Arbeitgebers.

Außerdem können Sie den Arbeitgeber auffordern, einen klimafreundlichen Pensionsfonds anzubieten. Idealerweise sollte dies sogar der Standard werden, aber es als Option anzubieten, ist ein Anfang. Sie können des weiteren z.B. bei Ihren Versicherern nachfragen, ob sie in Öl-und Gas investieren, empfiehlt Ellen Quigley von der Universität Cambridge.

Falls Sie ruhiger schlafen würden, wenn Ihre Bank nur in nachhaltige Projekte investiert, dann können Sie auch direkt zu einer Bank wechseln, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat. Einen Vergleich der besten Banken in Deutschland finden Sie beim Fair Finance Guide oder bei der Stiftung Warentest.

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