Auch ohne Klimawandel, hätte sich der Kapitalismus auseinandergeribbelt, argumentiert der englische Journalist Paul Mason. Denn das Informationszeitalter hat die Stückkosten von Informationsgütern wie Bücher oder Musik fast auf Null gedrückt. Um den Wert von Gütern zu ermitteln, funktioniere die Grenznutzentheorie nicht mehr. Es wäre an der Zeit auf die Arbeitswerttheorie von Marx umzusatteln: die Arbeitszeit bestimme demnach den Wert der Ware, nicht der Grenznutzen. In seinem Kampf ums Überleben versucht der Kapitalismus mithilfe von Monopolen im Internet Mauern um Informationen und Daten zu bauen.
Einen interessanten Denkanstoß bietet das Buch vor allem am Ende: Mit der Erschließung neuer Märkte sinkt mit der Zeit der Grenznutzen oder Profit. Unternehmer müssen sich auf die Suche nach finanziell rentableren Sektoren umsehen, die noch nicht von Anderen bevölkert sind. Auf der Suche nach höherem Grenznutzen sollen deshalb immer mehr Bereiche des sozialen Lebens in den Markt eingebunden werden. Doch wollen wir das? Mason fragt, ob es erstrebenswert ist, dass sich Eltern auf den Spielplatz dafür bezahlen, die Schaukeln ihrer Kinder anzuschieben. Stattdessen schlägt er vor, die Mauern um den Nicht-Marktsektor in der Politik und unserem Gemeinschaftsleben zu verstärken, so dass Jobs in Zukunft (unterschieden von Arbeit) nur noch einen Teil von vielen Aspekten unseres gesellschaftlichen Lebens werden. Utopisch oder nicht, Mason ruft uns dazu auf, wieder zu bedenken, was Historiker und Anthropologen oft hervorheben: Der „Markt“ hat erst kürzlich viele Bereiche unseres Lebens erobert. Die Grenze zwischen „Markt“ und „Nicht-Markt“ und somit die Grenze zwischen kaufbaren und unkäuflichen Leistungen ist verschiebbar — in beide Richtungen. Wo wollen wir diese Grenze in Zukunft setzen?