Die Karte einmal kurz gegen den Automaten zu tippen, um zu bezahlen, nicht mehr mühsam die 10 cent Münzen zusammenzählen zu müssen, erscheint auf den ersten Blick als ein Gewinn, den uns der technische Fortschritt ermöglicht hat. Nicht so schnell, sagt der Anthropologe und Autor Brett Scott in seinem neuen Buch Cloudmoney.
Wir machen einen falschen Vergleich: Wir stellen uns vor, dass Bargeld wie der Pferdewagen in den 1920er Jahren ist. In die Jahre gekommen und kurz davor durch die neue Technologie, das Auto, ersetzt zu werden. Doch dieser Vergleich hinkt. Wer hat uns diese Flausen in den Kopf gesetzt? Brett Scott identifiziert dahinter einen Push der Unternehmen, die in diesem Wandel ein Land mit neue Profitmöglichkeiten erhoffen. Er beschreibt, dass der Kampf für eine bargeldfreie Gesellschaft nicht von “den Konsumenten” ausgeht, sondern von diesen Unternehmen gezielt vorangetrieben wird. Wir sollten uns Bargeld lieber wie das Fahrrad vorstellen. Trotz Auto, immer noch wichtig und parallel verwendet. Eine spannende Ermutigung dazu, wieder einmal einen Ausflug zum Geldautomaten zu machen und in Zukunft die Tomaten mit Bargeld zu bezahlen.