Jeder kennt das Kapital. Hat Marx damit doch vor 150 Jahren unsere Bücherregale beschwert. Wenn wir von “Kapital” für den Unternehmer reden meinen wir aber meistens nicht, was Marx darunter verstand. Ist Kapital eine Gruppe von Menschen, das Geld, das wir investieren können oder die Maschinen, die uns zur Produktion zur Verfügung stehen? In vielen Fällen sind wir uns darüber in unseren Diskussionen nicht einig.
Das Wörterbuch sollte den Konflikt eigentlich lösen. Laut Duden bezeichnet das Wort Kapital „alle Geld- und Sachwerte, die zu einer Produktion verwendet werden, die Gewinn abwirft“ aber auch das „Vermögen eines Unternehmens“. Es bezeichnet aber auch die Gruppe der Kapitalisten.
Der Begriff entwickelte sich aus dem Lateinischen Wort capitalis was „den Kopf betreffend“ bedeutete und zur Angabe der Kopfzahl einer Herde Vieh (oder Kühe) verwendet wurde. Der Reichtum eines Mannes konnte früher in vielen Kreisen auf diese Weise beziffert und verglichen werden. Das Kapital, also die Anzahl an Kühen, zeigte an, wie vermögend ein Mann war. Das Wort wanderte schließlich im 16. Jahrhundert mithilfe von Jakob Fugger und einigen Freunden aus dem Italienischen capitale (Vermögen, Kopfzahl des Viehs) ins Deutsche.
Heute hat Kapital unterschiedliche Bedeutungen in unterschiedlichen Gruppen. Die Volkswirtschaftler verstehen unter Kapital etwas anderes als Soziologen, Buchhalter, oder Marxisten.
Vielleicht sollten wir deshalb als Kapital großzügig all diejenigen Dinge betrachten, die uns versprechen, uns dabei zu helfen, mehr Geld zu akkumulieren. Aaron Sahr verwendet hierfür die Phrase „ökonomisch verwertbares Kapital“. Das spezifiziert es vielleicht ganz gut: Eine Sache bekommt den Status „Kapital“, wenn sie ökonomisch verwertbar, als dafür verwendet werden kann, mehr Geld anzuhäufen, was einem Zugriff auf noch mehr Ressourcen sicherstellt. Aus dieser Betrachtungsweise sind also sowohl Maschinen (manufactured capital) als auch Mitarbeiter (human capital), die bei der Produktion helfen, Kapital; so wie Beziehungen, die einem beispielsweise mehr Absatzmöglichkeiten verschaffen (social capital); Ideen (intellectual capital) aber auch Dinge wie Immobilien oder Geld, das einem ermöglicht damit mehr Geld zu erwirtschaften.
Für Katharina Pistor, Autorin von The Code of Capital, besteht Kapital aus zwei Komponenten: Einem “Asset” (Objekte, Ideen, Ansprüche, Fähigkeiten) und dem entsprechenden Rechtskodex. Das Gesetz gibt ihnen Eigenschaften, die es privilegieren: Priorität, Langfristigkeit, Universalität, Konvertierbarkeit. Kombiniert verwandeln sie Erfindungen, Bäume, Papiere, 1en und 0en, in Kapital und helfen ihren Besitzern mehr Geld zu verdienen.
Ist Kapital also jedes Ding, das für seinen Besitzer, Geld heranschafft?