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Warum Affen untereinander nicht mit Geld handeln

Affen kaufen von Menschen mit Geld. Untereinander wird man sie nicht mit Geld handeln sehen. Warum? Und was verrät uns das über unser Geld?

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Kapuzineraffen beim Teilen. © Frans de Waal

Vielleicht erscheint Ihnen Geld als eine Erfindung, die der Menschheit ermöglicht hat, von den anderen Mitgliedern der Tierwelt empor zu schweben. Psychologen an der Universität Yale haben versucht herauszufinden, inwieweit Geld uns von anderen Tieren abhebt und verdeutlichten uns dabei doch etwas ganz anderes, die Beziehung zwischen Geld und Ungleichheit. 

Der Affen-Markt

Legt man Kapuzineraffen Tokens in ihre Käfige, so lernen sie schnell, dass sie diese an sich wertlosen Gegenstände gegen Leckerbissen eintauschen können. Sobald sie verstanden haben, dass Geld ihnen hilft, die Menschen zu überzeugen, ihnen wertvolle Gegenstände zu geben, handeln sie mit Eifer auf einem Bazar der Forscher. Auf diesem Basar haben die Forscher den Affen unterschiedliche Angebote mit unterschiedlichen Preisen bereitgestellt. Genau wie wir, versuchen sie ein möglichst gutes Schnäppchen zu erhaschen und betrachten die verschiedenen Angebote mit größter Sorgfalt. So speziell sind wir Menschen wohl also nicht. Wir können also auch unsere nächsten Verwandten auf einen Bazar einladen, um mit uns Handel mit hilfe von Geld zu betreiben. 

Verteilung durch Hierarchie nicht Geld

Doch man wird die Affen nicht dabei erwischen, untereinander mit Geld zu handeln. Was ein Affe „kaufen“ kann, bestimmt hier nämlich nicht die Summe an Tokens, die er besitzt, sondern seine Position in der Rangordnung. Ein Affe, der zu vielen anderen Affen aufschauen muss, kann nicht einfach viel Geld ansammeln und dieses gegen das Obst eines ranghöheren Tieres eintauschen. Vielmehr würde er lieber ohne Gegenleistung dem höher gestellten Affen sein Geld abtreten. Die Hierarchie bestimmt, wer was bekommt in der Wirtschaftstheorie der Affen — doch sind wir wirklich anders?

Geld setzt Ebenbürtigkeit aller Handelspartner voraus

Geld beruht auf einem Mindestmaß an Egalität. Es scheint erst einmal alle Menschen, die in ihren Besitz kommen, gleich: £10 kaufen immer gleich viel, £10 können immer für £10 bei der Bank of England eingetauscht werden. Elon Musk bekommt also im Prinzip gleich viel Wert für £10 wie der Hartz-IV-Empfänger.

Gleiches Geld, unterschiedlicher Wert

Aber £10 haben für Elon Musk nicht den gleichen Wert wie für den Hartz-IV-Empfänger. Für den einen bedeutet es den Bruchteil eines Wertpapiers mehr unterzubringen in einem Raum, in dem sich diese bereits bis an die Decke stapeln. Für den anderen bestimmt dieses besondere Stück Papier, dem wir als Gesellschaft den arbiträren Wert von £10 zuschreiben, ob er seinem Kind die benötigten Hefte für die Schule kaufen kann. 

Wer was bekommt in einer Menschen-Wirtschaft regeln also nicht mehr Faust und Zähne. Wir haben diese Angelegenheit ausgelagert und lassen Geld unsere soziale Hierarchie regeln. Wer mehr Geld besitzt, darf mehr Ressourcen beanspruchen. 

Doch da auch wir alle Geld benötigen, um am Getriebe der Gesellschaft teilzunehmen sind wir ähnlich wie die rangniedrigeren Affen weiter auf die Gunst der Herrschenden angewiesen, mit uns zu handeln oder uns Arbeit zu geben, damit wir genügend Geld für Essen, Behausung und andere natürliche und kulturell geschaffene Bedürfnisse auftreiben können.

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