Das Gesetz hat einen Psychopathen gezogen, das „Unternehmen“. Doch das Gesetz kann diesen auch wieder heilen, meint der kanadische Rechtswissenschaftler Joel Bakan. Im Moment verpflichtet das Gesetz und die Rechtsprechung börsennotierte Unternehmen dazu, soziale und ökologische Ziele immer nur als Mittel, niemals als Selbstzweck zu verfolgen. Er warnt, zu viel von Corporate Social Responsibility zu erwarten. Sie können nur als Strategien eingesetzt werden, um die Interessen des Unternehmens zu fördern — im Dienst der Aktionäre. Denn selbst die großzügigen Spenden von Pfizer an afrikanische Länder zur Ausrottung von Tropenkrankheiten sind durch Gewinne und Eigeninteresse motiviert. Die Grenzkosten des Medikaments sind nahezu null, sodass die Spende großer Mengen davon, das Unternehmen fast nichts kostet. Aber die Geste hält die Moral der Mitarbeiter aufrecht, die Ärzte haben ein positives Bild von Pfizer und verschreiben Pfizer Produkte lieber und die Spenden sind steuerlich absetzbar. Das Problem sozialer Aktionen von Firmen, wie diese kostenlosen Arzneimittelprogramme, bestehe darin, dass sie unzuverlässig sind: Sie laufen nur so lange, wie sie dem Unternehmen Nutzen bringen. Die Unternehmen stellen die Programme gerne ein, sobald sie nicht mehr profitabel sind. Damit sind die afrikanischen Länder den Unternehmen ausgeliefert. Aus diesem Grund lehnte Mali das Angebot von Pfizer ab. Im Moment sei „ein Unternehmen … nur darauf programmiert, andere für seinen Profit auszubeuten.“ Das bedeutet auch, dass alle Kosten, die es auf andere abwälzen kann, ein direkter Vorteil für das Unternehmen selbst sind. Das bedeute nicht, dass die Menschen, die in Unternehmen arbeiten, „schlechte Menschen“ seien. Solange diese Logik gilt, können die Mitarbeiter eines Unternehmens, für das diese Regeln gelten, sich nur im Rahmen dieser Regeln bewegen, selbst wenn sie gerne anders handeln wollten.
Unternehmen wurden auch nur vom Gesetz geschaffen
Eine Buchrezension von „The Corporation: The Pathological Pursuit of Profit and Power“ (2005) von Joel Bakan.

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