Wenn ich Aktien an der Börse kaufe, investiere ich Geld in ein Unternehmen, versorge es mit Liquidität und ermögliche ihm zu investieren, richtig? Falsch. Der Aktienmarkt ist ein so genannter „Sekundärmarkt“, auf dem Aktien (oder andere Wertpapiere wie etwa Anleihen) wie Chips in einem Kasino zwischen Investoren gehandelt werden.
Der Primärmarkt
Das Unternehmen erhielt eine Liquiditätsspritze, als es an der Börse notiert wurde, also anlässlich seines Initial Public Offering (IPO) auf dem Primärmarkt. Der Primärmarkt ist kein physischer Ort, den man bei einem Spaziergang durch das Londoner Finanzviertel entdecken könnte. Die Wertpapiere werden auf dem Primärmarkt geschaffen und direkt vom Emittenten gekauft. Allerdings ist es für Sie und mich schwierig, an diesem Markt teilzunehmen. Oft werden Investmentbanker engagiert, um Zusagen von großen institutionellen Anlegern zu erhalten. Dieser Markt ist die Domäne einer handverlesenen Gruppe von Investmentbanken.
Der Sekundärmarkt
Sobald der Börsengang abgeschlossen ist, schließt der Primärmarkt und das Unternehmen hat seine Finanzspritze erhalten. Die Anleger können jetzt beginnen, die Aktien untereinander zu handeln. Der Schauplatz wechselt zur einer Börse, wie beispielsweise dem New York Stock Exchange (bzw. seinen Datenzentren). Die Investoren können die neuen Aktien oder Anleihen dann auf dem Sekundärmarkt weiterverkaufen, ähnlich wie ich auf Kleinanzeigen meine gebrauchten Konzerttickets weiterverkaufen kann. Wenn sie jemand kauft, bekommt meine Lieblingsband nicht mehr Geld, auch wenn ich sie für das fünffache der originellen Summe verkaufe.
Warum kümmert uns also der Aktienkurs?
Trotzdem ist der Aktienpreis für Firmen entscheidend und allgegenwärtig. Warum? Aktionäre entscheiden darüber, ob und wie lange das Management die Firma noch leiten darf. Wenn sie unzufrieden mit der Höhe ihrer Dividenden sind, weil sie sich mehr Return erwartet hätten, können Direktoren im nächsten Jahr arbeitslos sein.