Das Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) aus Rio 1992 erkannte an, dass der Klimawandel wahrscheinlich weitgehend vom Menschen verursacht ist. Es schien jedoch darauf bedacht zu sein, den Prozess der globalen Erwärmung isoliert vom wirtschaftlichen Prozess darzustellen. Die UNFCCC betonte, dass die Lösung des Problems die Wirtschaft nicht beeinträchtigen dürfe. Lösungen sollten kosteneffektiv sein und den freien Handel oder das Wirtschaftswachstum nicht beschränken.
Rio setzt auf den technischen Fortschritt
Stattdessen hoffte man, dass technischer Fortschritt die Probleme löst. Der menschliche Erfindungsreichtum wird auch eine Lösung für den Klimawandel finden, solange Unternehmer in ihrem Wirtschaften ermuntert und nicht gestört werden. Schließlich sei es gelungen durch die Montreal Konvention 1986 mit neuen technischen Entwicklungen unsere Kühlschränke umzurüsten, die der Menschheit Jahre zuvor den Ozonloch-Schrecken eingejagt hatten. Eine attraktive Idee, die in Rio eifrige Anhänger fand.
Physikalisch möglich, aber auch gesellschaftlich machbar?
Doch kann diese Methode uns aus der Klimakrise herausmanövrieren? Für den Anthropologen Alf Hornborg sind Technologien nicht einfach nur ein Werkzeug (Hornborg 1992, 2021, 2022). In vielen Fällen erscheine eine Technologie nur aus lokaler Sicht produktiv oder effizient, während sie Arbeit und Umweltbelastungen auf andere Bereiche verlagert.
Erst wenn wir die Ressourcenströme, die in die Maschine fließen, auf globaler Ebene nachverfolgen, anstatt unsere Perspektive auf eine bestimmte lokale Fabrik oder ein einzelnes Land zu beschränken, wird der sozio-metabolische Prozess einer Maschine sichtbar. Diese Ressourcenströme werden sichtbar, wenn wir sehen, wie der gesellschaftliche Austausch und der Austausch mit der Natur miteinander verwoben sind. Dann erst wird die Spannung zwischen Entropie und globalem Markt deutlich.
“Was technisch machbar ist, ist letztlich eine Frage der Kaufkraft, aber die beiden Überlegungen werden ontologisch getrennt gehalten, als ob der Zugang zur Technologie und der Zugang zum Geld getrennte Fragen wären.”
Alf Hornborg
Dieser Prozess wird “ökologisch ungleicher Austausch” (ecologically unequal exchange) genannt.
“Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass, so sehr man auch suchen mag, keines der zahlreichen Wirtschaftsmodelle, die derzeit existieren, eine Variable enthält, die für den beständigen Beitrag der Natur steht.”
Georgescu-Roegen
Entropie lässt sich nicht austricksen
Der Ökonom Nicholas Georgescu-Roegen hatte versucht, deutlich zu machen, dass es nicht möglich ist, sich vor der Entropie zu verstecken oder sie zu ignorieren.
Doch genau diese Hoffnung steckt hinter der Annahme, dass wir Umweltverschmutzung (den Verlust an Ordnung) vermeiden können, wenn wir bloß umweltfreundliche Industrietechniken einsetzen. Egal mit welcher innovativen Technik Maschinen betrieben werden, aus dem Gesetz der Entropie folgt, dass “größere und verbesserte” Maschinen auch “größere und verbesserte” Umweltverschmutzung bedeuten, erklärt Georgescu-Roegen. 2016 hielt ein Assessment Report für das UN-Umweltprogramm UNEP fest, dass global heute “mehr Material pro BIP-Einheit benötigt” wird als früher. So geht auch Ursula von der Leyen davon aus, dass sich unser Bedarf an seltenen Erden und Lithium in der EU bis 2030 verfünffachen wird — und so liegt die Rohstoffstrategie der Bundesregierung auch auf dem Zugang zu Rohstoffen im Ausland, der durch Handelsabkommen gesichert werden soll.
Erfindungsreichtum reicht nicht
Die Idee vom “technischen Fortschritt” kann in die Zeit der industriellen Revolution zurückverfolgt werden. Seit dem gab es auch viele soziale, medizinische und technische Verbesserungen. Auch Hornborg möchte diese nicht schmälern. Er weist darauf hin, dass herkömmlich gerne ein Teil der Voraussetzungen für technischen Fortschritt übersehen wird. Menschlicher Erfindungsreichtum ist zwar eine notwendige aber nicht hinreichende Voraussetzung.
Warum ist die Dampfmaschine erst in England möglich?
Über die Dampfmaschine hat man schon im antiken Ägypten, Griechenland und China nachgesonnen. Nützlich wird eine Idee oder ein Patent jedoch erst, wenn es umgesetzt wird. Warum wurde die Dampfmaschine also erst mit dem britischen Imperialismus realisiert? Joseph Inikori zeigte 1989: Es war der Sklavenhandel, der die Rahmenbedingung für diese Innovation in der Textilbranche in England schuf. Erst der Bedarf nach billiger Baumwollbekleidung für den Sklavenkauf in Afrika und die baumwollpflückenden Sklaven in Amerika schufen erst den Absatzmarkt für Baumwollfabriken, die auf Dampfmaschinen statt Wasserkraft setzten (cf. Malm 2016).
Macht die Industrialisierung Land überflüssig?
Wie war es möglich, dass die Verdauung an Ordnung (niedrige Entropie) des globalen Nordens seit der industriellen Revolution so eskalierte? Dank des Imperialismus stand der Norden das erste Mal in einem wirklich globalen Einkaufsladen.
Am Ende des 19. Jahrhundert konnte England auf Land zurückgreifen, das ein Vielfaches seiner Größe war, und von diesem Land die Früchte der Sonnenenergie, einschließlich der Arbeitskraft der Menschen, ernten. Waren die Grenzen des Wachstums, die Malthus (1798 mit aus heutiger Sicht geschmackloser Darlegung) vorhergesagt hatte, vielleicht nicht überwunden wurden, wie viele annahmen, die sich über Malthus lustig machten, “sondern nur aus dem Blickfeld gerückt”? Sein Zeitgenosse Ricardo hatte ebenso Recht, dass der britische Zugriff auf den Produktionsfaktor Kapital für den Mangel an Land kompensieren konnte. Denn Kapital ermöglichte es den Engländern, Land außerhalb ihrer Insel zu beanspruchen. Beispielsweise verbrauchten zu Beginn der Industrialisierung die englischen Eisenerzimporte aus Schweden rund 1 Millionen Hektar schwedische Wälder.
„Letztlich ging es bei all den Investitionen in die intensivierte Massenproduktion darum, dass England dadurch Zugang zu immer mehr Ressourcen jenseits seiner eigenen Bodenfläche erhielt.”
Alf Hornborg
Der Abbau von fossiler Energie hat Land nicht überflüssig gemacht, argumentiert der Anthropologe Alf Hornborg, sondern vielmehr den Zugang zu Land außerhalb des eigenen Territoriums erweitert. “Fabriken waren finanziell abhängig von der billigen Aneignung von amerikanischem Land und afrikanischer Arbeit durch den Baumwollhandel, und einige Teile der frühesten industriellen Infrastruktur Großbritanniens waren physisch abhängig von einem massiven Import von baltischem Land und Arbeitskräften, die in Stabeisen enthalten waren.” Mit anderen Worten: Die billige Aneignung von amerikanischem Land und afrikanischen Arbeitskräften machte den Betrieb großer Fabriken erst rentabel.
“Die vertikale Förderung von Energie aus fossilen Brennstoffen machte ökologisch produktives Land für die Wirtschaft nicht überflüssig, sondern verstärkte und erweiterte den britischen Zugang zu den peripheren Landgebieten, die die Akkumulation der Dampftechnologie überhaupt erst ermöglicht hatten.”
Alf Hornborg
Die lange Tradition ungleichen Austauschs
Ungleiche Tauschverhältnisse gab es schon in den ersten Imperien. Bei den Inkas zum Beispiel lud der Kaiser seine Untertanen ein, auf seinen Feldern zu arbeiten und erhielt dafür Maisbier, das nur einen Bruchteil der Ernte ausmachte.
Nicht nur der “Markt” kann ungleichen Austausch organisieren. Tribut-Systeme, wie die der Inka, schafften das ebenfalls. Die Inka pflegten komplexe Handelsnetzwerke über die viele tausende Menschen wertvolle Waren, insbesondere Ara-Federn aus dem Regenwald und Stachelmuscheln aus dem Meer, über ganz Südamerika zu den Königshäusern in den Anden trugen. Imperien expandierten, um noch mehr Land und Arbeitskräfte zu ergattern (Scott 2018).
Auch in der Bronzezeit war die Herstellung von Bronze nur mit globalen Ressourcenflüssen in die Werkstätte der Bronze-Metallurgen möglich. Was sich vor 250 Jahren bei der Industrialisierung änderte, war die Skala des ungleichen Austauschs. Er wuchs auf ein Ausmaß an, der uns sogar ermöglichte, das Klima zu verändern.
Dass die Errungenschaften von den antiken Zivilisationen, wie den Pyramiden in Ägypten oder den Kolosseum in Rom, auf Ausbeutung und Sklaverei beruhte, erkennen wir oft willig an, sagt Hornborg. Doch es falle uns schwer, das gleiche Prinzip in unserer eigenen Welt zu erkennen. Vielmehr betrachten wir, wie Elon Musk, Ingenieure als Magier, die Unglaubliches möglich machen. Lokal betrachtet mag das stimmen, doch global gesehen, können die Ideen der Ingenieure erst durch Einverleibung umgesetzt werden.
“Die Aufgabe der Ingenieurswissenschaften und der herrschenden Wirtschaftslehre besteht darin, den globalen Stoffwechsel effizient zu betreiben. In beiden Bereichen setzen die Menschen physikalische Materialien und Energie ein, um die gesellschaftlichen Ungleichheiten zu organisieren, aber in keinem der beiden Bereiche werden die Verhältnisse, in denen diese physikalischen Ressourcen angeeignet werden, als relevant für die Gültigkeit und Wirksamkeit der grundlegenden Lehren angesehen.”
Alf Hornborg
Wirtschaftslehre braucht keine Rohstoffe
Warum fällt es Europa so schwer, sich ungleichen Austausch einzugestehen? “Die Etablierung der neoklassischen Wirtschaftslehre” in den 1870er Jahren, stellte Hornborg fest, befreite “die Kapitalakkumulation von moralischen Vorwürfen hinsichtlich der Asymmetrie der biophysikalischen Ressourcenströme.” Zur gleichen Zeit als die materielle Verdauung in England eskalierte, verbannte die englische Wirtschaftslehre mit der “Marginal Revolution” die materielle Substanz aus ihren Modellen.
Die klassischen Ökonomen Smith, Ricardo und Marx waren sich der Arbeit, die in ein Produkt floss, noch sehr bewusst. Als die neoklassischen Wirtschaftswissenschaftler anfingen, nur noch die menschlichen Präferenzen (Utility), einer Transaktion zu betrachten wurden Warenströme und Arbeit unsichtbar und jede Markttransaktion per Definition gerecht.
Daher liegt der ungleiche Austausch einfach außerhalb des Horizonts der Mainstream-Ökonomie. Ökonomen beobachten nur die Geldströme, und diese scheinen fair zu sein – solange keine Partei ein Monopolist ist und beide ihre vertraglichen Verpflichtungen einhalten.
Asymmetrien enthüllen
Wenn man den Vorhang des Geldes hochzieht, werden die Ströme von Arbeitsstunden (Arbeit), Bodenfläche (Land), Joules (Energie) und Tonnen an Ressourcen (Materie) sichtbar. Frachtschiffe transportieren schließlich nicht Geld, sondern Ressourcen, in denen Arbeit, Energie, Land und Materie steckt.
Das Quantifizieren von Nettoressourcenströmen enthüllt eine Asymmetrie wird “ökologisch ungleichen Austausch” genannt. Erst, wenn Kennzahlen nicht in Geld ausgedrückt werden, wird das Ausmaß des ungleichen Austauschs sichtbar.
Immer mehr Forscher haben in den letzten Jahren ihre Berufung darin gefunden, diese Flüsse zu quantifizieren. Hornborg und Dorninger (2015) zeigten beispielsweise, dass im Jahr 2007, ein 3-Personen-Haushalt in den USA eine Person außerhalb der USA beschäftigte, die für sie Vollzeit arbeitete. Ein 3-Personen-Haushalt in Japan belegte durchschnittlich 3 Hektar Land außerhalb von Japan.
Doch um den ungleichen Austausch zu erkennen ist es nicht notwendig, Statistiken zu wälzen. Ein Blick auf die nächtliche Beleuchtung unserer Erde zeigt, wie ungleich materielle Infrastruktur und Technik dank der ungleichen Verteilung des Geldes noch verstreut sind.
Ohne moralische Bewertung
Ungleicher Tausch bedeutet lediglich asymmetrisch, macht Hornborg deutlich. “Ob es auch ungerecht ist, bleibt der moralischen Bewertung des Lesers überlassen.”
Fortschritt oder Verschiebung?
Aus diesem Blickwinkel wird auch deutlich, dass die Errungenschaften der Technik einzeln analysiert werden müssen, um zu sehen, ob hinter ihnen vielleicht nur eine Verschiebung physischer Grenzen steckt.
Waren die höheren landwirtschaftlichen Erträge der „grünen Revolution“ nur dank der Einfuhr von Phosphaten und Öl aus anderen Teilen der Welt möglich?
Wurde das Müllproblem in Deutschland durch das konsequente Recycling der deutschen Bevölkerung gelöst — oder eher dadurch, dass wir nun unsere Altkleider, Elektronik, Autos und Kunststoffe jetzt nach Asien und Afrika verschiffen?
Können die Bauern im ausgetrockneten Kalifornien nur auf leistungsstarke Wasserpumpen zur Bewässerung ihrer Felder zurückgreifen, weil die nötigen Ressourcen asymmetrisch zu ihnen fließen — dank für sie günstiger Preisbeziehungen?
Der Herrscher der Inka nutzte den vom Sonnengott ihm gespendeten Regensegen ein, um seine Untertanen davon zu überzeugen, für ihn die Feldern zu pflügen, kalifornischen Bauern nutzen Geld, um an das Öl zu gelangen, das ihre Pumpen erst belebt. Auf wie viel Öl ein Bauer zugreifen kann, entscheiden die “gesellschaftlich festgelegte Preise, zu denen Öl auf dem Weltmarkt gegen amerikanische Exporte getauscht wird”. In beiden Fällen erwecken subjektive Überzeugungen und Vereinbarungen den Anschein einer unanfechtbaren Kausalität.
Zeit-Raum-Aneignung
Aufgrund globaler Preisunterschiede werden ständig höchst ungleiche Mengen an Raum (Ressourcen) und Zeit (Arbeit) auf der ganzen Welt gehandelt. Moderne Technik erlaubt den Menschen, die die Technik besitzen, lokal Zeit und Raum zu sparen — zu Lasten von denen, die sich die Technik nicht leisten können. Diesen Prozess nennt Hornborg “Zeit-Raum-Aneignung”.
Geld und Technologie dienen als soziale Arrangements, die es einigen Menschen ermöglichen, mehr Energie zu verbrauchen als andere. Viele Menschen erkennen, dass die Menge an Energie, die der Einzelne verbrauchen kann, zwischen und innerhalb von Ländern stark variiert. Dass Geld ein Werkzeug ist, “um Energie über Zeit und Raum zu transportieren” sehen auch Technikbegeisterte, wie der Unternehmer und Bitcoin Investor Michael Saylor. Doch wie funktioniert der darunter liegende Verteilungsmechanismus?
“…zum Beispiel in dem berühmten TED-Vortrag „The Magic Washing Machine“ des verstorbenen Hans Rosling, der die wundersame Fähigkeit von Waschmaschinen feiert, den Menschen Zeit beim Waschen zu ersparen — ohne auch nur einen Gedanken an die Niedriglohn-Arbeitszeit zu verschwenden, die in ihre Herstellung, den Abbau der benötigten Materialien und den Transport zu denjenigen, die sie sich leisten können, investiert wird.”
Alf Hornborg
Arbeitet die Maschine auch ohne internationalen Zufluss?
Nicht alle Technologien einen asymmetrischem Austausch, erklärt Hornborg. Der Prozess des ungleichen Austauschs bezieht sich auf jene Formen von Technik, die auf internationalen Geld- und Warenflüsse angewiesen sind. Mit anderen Worten: Wir befassen uns mit den Technologien, die vom globalisierten Markt abhängig sind.
Lokaler Illusion vorbeugen
“Könnte die Verbrennung von Weidenbüschen wirklich genug Energie liefern, um den Energieaufwand zu kompensieren, der bei der Herstellung von Maschinen zum Anpflanzen, Düngen, Ernten, Transportieren, Hacken und Verbrennen dieser Sträucher sowie den Verbrauch von Kraftstoffen und Düngemitteln verschlungen wird? … Ich bestreite nicht, dass Energie durch die Biokraftstoffe erschlossen werden kann, sondern nur, dass diese Art der Energiegewinnung nicht als möglicher Ersatz für fossile Energie im entscheidenden Umfang angesehen werden kann.”
Alf Hornborg
Vor dem Einsatz von neuer Technik sollten wir fragen werden, ob sie Arbeit wirklich ersetzt oder eine soziale Strategie verkörpert, Arbeits- und Umweltbelastungen in die Peripherie zu verschieben. In vielen Fällen, die Hornborg analysiert hat, bedeutet Technik Umverteilung der Arbeit, nicht Ersatz. Auch digitale Technik, zeigte Astra Taylor, beruht in vielen Fällen auf dieser Verlagerung. Wenn wir lokal auf Technik als Lösung setzen, ist es deshalb wichtig, immer auch die globalen Beziehungen zu betrachten, die sie möglich machen.
“Eine vollständige Ökobilanz, die nicht nur die weltweit entnommenen Materialien, Energie und Arbeitskraft umfasst, die in der Infrastruktur enthalten sind, sondern auch alle Ressourcen, die in Wirtschaftsprozessen mobilisiert wurden, mit denen das in die Infrastruktur investierte Geldkapital generiert wurde, ist ein sinnvolles Anliegen.”
Alf Hornborg
Green New Deal nur für globalen Norden?
Der Green New Deal ist zwar eine tröstende und hoffnungsfrohe Narrative.
Doch der Anthropologe Alf Hornborg zweifelt daran, ob dieser Deal auch nicht-reichen Ländern außerhalb des globalen Norden offen steht. Die Materialen und Energie für den Großausbau der Infrastruktur müsse irgendwo herkommen. Warum können wir uns diese aneignen? Das Kapital, das wir dazu verwenden, entspringe dem fossilen Energieverbrauch unserer Maschinen.
Entwicklung für alle möglich?
Nach Ansicht des Harvard Ökonoms Dani Rodrik zeigen die Statistiken, dass Wachstum und Produktivität eines Landes vor allem dann nachhaltig angekurbelt werden, wenn ein Land sich von der Extraktion von Rohstoffen abnabelt und auf den Ausbau seiner Industrie setzt, wie von Südkorea exemplifiziert. Doch dies wirft die Frage auf, ob wirklich allen Ländern “Entwicklung” offen steht. Ist Industrie in manchen Ländern nur möglich, weil sie von anderen Ländern, die noch Extraktion betreiben, die nötigen Rohstoffe zu günstigen Preisen erhalten?
Wird Entwicklung für alle Länder möglich, wenn es Elon Musk gelingt, seine Träume zu verwirklichen und den Mars zu besiedeln? In der Tat scheint er zu erkennen, dass eine Gruppe von Menschen ihren modernen Lebensstil nur aufrechterhalten kann, wenn wir unseren Ressourcenbedarf auf einen anderen Planeten auslagern. Wenn auch nur implizit versteht er: Alles nutzbare Land auf der Erde wurde kolonisiert, jetzt müssen wir anderswo nach Land suchen, das wir verbrauchen können.
Die zwei Aufgaben des Geldes
“Die globalen Bewegungen von Gütern und Umweltschäden sind zwei Seiten ein und derselben Medaille, die dem globalen Norden sowohl Quellen für neue Ressourcen als auch Auffangbecken für seine Stoffwechselabfälle bieten.”
Alf Hornborg
Warum verschleiert Geld diesen asymmetrischen Austausch? Wir nutzen Geld für zwei Aufgaben: Es erlaubt manchen Menschen mehr Zeit und Platz zu beanspruchen als andere. Gleichzeitig verschleiert es den asymmetrischen Ressourcenfluss und erleichtert damit ihr Gewissen. Geld täuscht uns einen gerechten Welthandel vor — und wahrscheinlich sind wir dankbar dafür.
„Nur wenn wir gleichzeitig über den Fokus auf die nationale Wirtschaft hinausgehen und die materiellen Aspekte des Welthandels anerkennen, können wir den globalen soziometabolischen Kontext der Maschine erkennen.“
Alf Hornborg
Wie stoppen wir ökologisch ungleichen Austausch? Indem wir Geld neu entwerfen, ist Hornborg heute überzeugt.
Erfahren Sie hier noch mehr zum Thema und lesen Sie das ganze Portrait über Professor Alf Hornborg.