Kann das Finanzwesen die Welt retten, nachdem sie sie 2007 so nah an den Abgrund geschoben hatte? Ja, meint der ehemalige geschäftsführende Direktor der Weltbank und „Klimaliebhaber“ aus dem Elsass, Bertrand Badré — wenn „wir“ jetzt die Kontrolle zurückerobern. Während der Finanzkrise war Bertrand CFO von Credit Agricole und half die große Bank durch die Finanzkrise zu navigieren. Ein alter Mann fragte ihn: „Wie viel verdienen Sie, Monsieur, und wie viel verdienen all die Leute, die mich betrogen haben, die meinen Enkel arbeitslos gemacht haben und uns nichts gesagt haben?“. Er habe damals nicht die Erklärung für die Rettungsmaßnahmen gegeben, die der alte Mann verdient hätte. Auch nach der Finanzkrise sei der Finanzsektor nicht auf einem saubereren Weg gelandet. Doch in seinem Buch beschreibt er anhand von vielen Beispielen aus seiner Karriere, wie das Finanzsystem wieder zu einem Diener der Menschen werden, internationale Kooperation stärken und die Nachhaltigkeitsziele (SDGs) forcieren kann. Einen Schlüssel dafür sieht er in öffentlich-privaten Partnerschaften, mit denen er durch seine Rolle bei der Weltbank einige Erfahrung sammeln konnte. Er fleht: „Viele von uns haben das Vertrauen in die Finanzwelt verloren, und das völlig zu Recht. Das Finanzwesen hat uns an den Rand des Ruins geführt — und versprach doch Frieden und Wohlstand. Aber wir sollten die Finanzwirtschaft nicht vorschnell verbannen. Geben wir ihr noch eine Chance, um zu zeigen, dass das Finanzwesen Großes leisten kann, wenn es mit Güte und Innovationsgeist kontrolliert und intelligent eingesetzt wird.“ Ob wohl der alte Mann, wenn er das Buch gelesen hätte, der Finanzwelt diese Chance geben würde?
Kann die Finanzindustrie die Welt retten?
Eine Buchrezension von Can Finance Save the World? Regaining Power over Money to Serve the Common Good (2018) von Betrand Badré.

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