„Es gibt einfach nicht genug Geld für den Klimaschutz oder den Schutz der Artenvielfalt” hören wir regelmäßig. Warum eigentlich?
Geld reichlich vorhanden
Im Gegensatz zu Arbeit, Land oder natürlichen Ressourcen ist Geld keine knappe Ressource. Stattdessen ist seine Menge künstlich begrenzt, wie die Harvard-Rechtswissenschaftlerin Christine Desan und der Soziologe Jakob Feinig unabhängig voneinander mit Hilfe historischer Aufzeichnungen gezeigt haben (Desan 2014, Feinig 2022).
Ihre Quellen zeigen uns, dass unser heutiges Geldsystem das Ergebnis eines politischen Geld-Designs ist, das in unserer Rechtsordnung verankert ist. Diese ist nicht in Stein gemeißelt und sah zu verschiedenen Zeitpunkten sehr anders aus.
Unser Geld-Design prägt die Prioritäten unserer Gesellschaft. Es bestimmt, welcher Kredit vor Gericht anerkannt wird, wer zu welchem Zweck Geld schöpfen darf, welche Gruppen verlässlichen Zugang zu ihm haben, weil sie es als erste erhalten, und was sie damit kaufen können. Wer wofür genügend Geld hat wird aus diesem Grund durch unser verfassungsrechtliches Geld-Design bestimmt.
Dass wir vergessen haben, dass Geld eine politische Institution ist, die formbar ist, ist ein Resultat unserer monetären Sprachlosigkeit, die wir seit den 1930ern trainiert haben (Feinig 2022). Doch genauso können wir wieder erlernen, Geld regelmäßig demokratisch zu gestalten.
Ressourcen knapp
Geld ist ein “soziales Verhältnis von Schuld und Macht” (Ament 2020) durch das der Staat Menschen und Ressourcen mobilisieren können (Feinig 2022). Doch während immer genügend Geld vorhanden sein könnte, bleiben die Ressourcen auf unseren Planeten begrenzt. Dient die Debatte über das das knappe Geld dazu, die ethische Debatte darüber zu verschleiern, wie viel “Ressourcen” wir bereit sind von wem zu verzehren?
Der Schlüssel: Unser Geld-Design?
Müssen wir also nur das derzeitige Geld-Design ändern, um genügend Geld für den Klima-und Artenschutz aufzutreiben?
Wenn Geld nicht knapp ist, müssen wir vielleicht nicht auf Umverteilung warten. Wenn Geld nicht knapp ist, können wir vielleicht damit beginnen, das politische Geld-Design zu verändern, um Geld in Zukunft von Anfang an anders zu verteilen und neue Prioritäten zu setzen — für den Klimaschutz.
Das können Sie sich nicht vorstellen? Dann lesen Sie Moral Economies of Money: Politics and the Monetary Constitution of Society von Jakob Feinig (Stanford University Press, 2022) oder Making Money: Coin, Currency, and the Coming of Capitalism von Christine Desan (Oxford University Press, 2014) oder schreiben Sie uns hier Ihre Fragen.