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Geld als Werkzeug der Kolonialisten

Kolonialisten nutzen Geld als Werkzeug, um in den eroberten Gebieten Märkte zu beleben, die ihnen nutzten.

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Frauen an einem Strand in Madagaskar. © aga2rk

Kolonialisten nutzten unter anderem Steuern, um Afrika nach ihren Vorstellungen zu monetarisieren. Die Aufforderung an Afrikanische Bewohner, Steuern an die Kolonialmacht zu zahlen, war ein „typische[s] Mittel der Kolonisierung“, sagt der Anthropologe Bill Maurer. Afrikaner kannten Steuern schon seit Jahrtausenden. Doch die Kolonialisten verlangten ihre Steuern in einer anderen Währung. Um dieses Zahlungsmittel zu erwerben, begannen sie, für den Verkauf anzubauen oder auf den Farmen oder Minen der Europäer zu arbeiten (siehe z. B. Rodney 1972, Forstater 2005). Forstater (2005) hält fest: „In den europäischen Kolonien kamen Landenteignung und Zwangsarbeit zum Einsatz, aber ein weiteres wichtiges Mittel, um die einheimische Bevölkerung zur Arbeit als Lohnarbeiter oder zur Produktion von Feldfrüchten zu zwingen, war die Besteuerung und die Forderung, die Steuern in der Kolonialwährung zu zahlen.“ 

Moralisierende Steuern gegen Faulheit

Ein Beispiel verdeutlicht die Kraft der Steuern: Nach seiner Eroberung von Madagaskar legte der französische General den Einheimischen die „impôt moralisateur“ auf, also eine „moralisierende Steuer“, die nur in der neuen Währung, den madagassischen Francs, zu verrichten war. Sie sollte den „Einheimischen den Geschmack an der Arbeit vermitteln“, die keine anderen Ambitionen zu besitzen schienen, als mit minimalem Aufwand für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Diese Haltung wurde als ein Affront („unerträgliche Provokation“) für das westliche Arbeitsverständnis gesehen. Ihre „Faulheit“ wollte der General ihnen aberziehen. Doch David Graeber, der viele anthropologische Studien in Madagaskar gemacht hat, sieht dahinter mehr als einen „zynischer Vorwand, um billige Arbeitskraft aus der Landbevölkerung herauszupressen“: Die internen Dokumente der französischen Administration zeigen, dass sie sehr darauf bedacht waren, dass die Bauern noch genügend Geld der neuen Währung übrig hatten, um den Konsum von kleinen Luxusgütern zu schmecken, wie chinesische Kekse. Auf diese Weise errichteten sie Märkte für Konsumgüter in Madagaskar. Durch diese neuen Märkte ist Madagaskar bis heute an Frankreich verschuldet, obwohl viele Madagassen sogar sehr bewusst die Konsumgüter ignorierten. 

Geld durch Zwang nicht nur Vertrauen

Dass Geld von Kolonialisten als Werkzeug verwendet wurde, um die Kulturen nach ihren Vorstellungen zu formen, zeigt die andere Seite der Entstehungsgeschichte von Geld. Es ist nicht nur Vertrauen, was Geld als Zahlungsmittel attraktiv macht. Es ist auch die Erzwingung der Steuern durch die herrschende politische Autorität, die Geld für alle in einem Geltungsraum wertvoll macht (Ingham 2004; Wray 1998).

Lesen Sie die ganze Geschichte hier.

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